Kultur und Tradition in Griechenland


Kultur und Tradition in Griechenland

Kultur und Tradition in Griechenland

Einleitung

Was versteht man unter Kultur und Tradition? Kultur ist die Gesamtheit der materiellen, geistigen/intellektuellen, technischen Errungenschaften und Leistungen, die das Ergebnis der kreativen Kräfte und Fähigkeiten des Menschen sind; historisch gesehen findet dies Ausdruck in der Art der sozialen Organisation/Struktur sowie Interaktion (einer Gesellschaft) sowie in der Schaffung von materiellen und geistigen Gütern.

Tradition ist das, was innerhalb einer Gruppe oder Gesellschaft historisch überliefert wird und quasi von einer Generation zur anderen weitergegeben wird (Verhaltensweisen, Einstellungen, Ideen, Sitten und Gebräuche etc.). Menschliche Gesellschaften sind für ihr Überleben und ihre Bedürfnisbefriedigung auf ihre kulturellen Fähigkeiten angewiesen. Damit diese auch folgenden Generationen zur Verfügung stehen, muss eine Generation ihre Praktiken, Normen, Werke, Sprache, Institutionen an die nächste Generation überliefern. Diese Traditionsbildung ist als anthropologisches Grundgesetz in allen menschlichen Gesellschaften anzutreffen.

Doch Kultur darf nicht nur auf die Überlieferung von Tradition begründet sein. Sie muss zwei Seiten vereinen: die Bewahrung von Traditionen (konservatives Element) und die Veränderung bzw. Anpassung von Kultur an neue historische und gesellschaftliche Situationen (progressives Element). Nur unter Berücksichtigung neuer Gegebenheiten kann sich Kultur entfalten, Tradition überliefert und ein kulturelles Gedächtnis bewahrt werden.

Das kulturelle Erbe Griechenlands hat sich entwickelt im Verlauf von Jahrtausenden, in denen es vielfältigen Begegnungen mit anderen Völkern und Fremdeinflüssen ausgesetzt war. Wir wollen Ihnen einen kleinen Überblick zu diesem Thema geben.

Kultur in Griechenland

Der kulturelle Prozess in Griechenland ist ein fortlaufender Prozess, der sich diachronisch durch die Antike und das Byzanz hindurch bis zur Modernen entwickelt hat und stets auch im Wandel begriffen ist. Kulturelle und politische Einflüsse aus dem Südosten Europas, aber auch aus Westeuropa und dem Orient haben seit der Antike maßgeblich auf die Herausbildung der griechischen Kultur beigetragen: Antike, Römisches Reich, Byzanz, Persisches Reich, Osmanisches Reich, Republik Venedig und Genua oder Britisches Empire, um nur beispielhaft einige Einflüsse zu benennen.

Die Spuren einer jahrhundertalten und bedeutenden Geschichte finden sich in jeder Ecke Griechenlands: einerseits in Funden aus der Frühgeschichte, in einzigartigen und zum Teil monumentalen Werken aus der Antike, in mittelalterlichen und byzantinischen Kulturstätten, in volkstümlichen Werken, andererseits in Zeugnissen anderer Kulturen und Religionen. Diese Elemente koexistieren bzw. haben sich in vielfältiger und facettenreicher Symbiose verbunden mit modernen Werken, Bauten und modernen Kunstwerken.

Griechenland ist ein wahres Paradies für den Kulturtourismus. Der Besucher wird auf eine große Reise durch die Geschichte und Kunst entführt. Bildungsreisen, Theatervorstellungen, Festivals, Pilgerfahrten, Besichtigungen von archäologischen Fundstätten, Denkmälern und Museen, Erkundungstouren durch die Natur, die volkstümliche Kultur und Kunst sind nur einige Aspekte des Kulturtourismus, den Griechenland für den interessierten Besucher bereithält.

Die Grundlagen vieler Wissenschaften wurden in der Antike erarbeitet und haben maßgeblich zur Herausbildung einer europäischen bzw. westlichen Kultur beigetragen. Ob in der Politik, in der Philosophie, Literatur, Geschichte, Physik, Geometrie, in den schönen und mechanischen Künsten – in vielen Bereichen wurden die Weichen bereits in der Antike gelegt. Davon zeugen die Akropolis, der Parthenon, Amphitheater (z.B. Epidaurus), Olympia, Delphi, Paläste von Knossos, Vergina und unzählige Funde und Zeugnisse; manche von ihnen sind erhalten oder nur zum Teil, manche von Ihnen werden von in- und ausländischen Museen ausgestellt. Doch das kulturelle Erbe zeigt sich auch in vielen mittelalterlichen und byzantinischen (besonders Kirchen und Klöster, Festungsanlagen und Burgen), aber auch in osmanischen und italienischen Bau- und Kulturwerken (z.B. Altstadt von Rhodos-Stadt).

Doch auch das Volkstümliche und die Moderne sowie Postmoderne haben Eingang in die griechische Kultur gefunden. Zu sehen, zu hören und zu spüren ist dies bei den unzähligen Ausstellungen, Kultur-, Musik-, Theater- und Filmfestivals, in denen das kulturelle Gut Griechenlands im Original oder auch in Kombination bzw. durch Vermischung mit modernen oder ausländischen Elementen dargestellt wird.

Tradition in Griechenland

In Griechenland verbinden sich alte und neue (moderne) Kultur-Elemente, einheimische und ausländische Elemente und finden ihren Niederschlag in der Überlieferung und Weitergabe von Traditionen. Auf regionaler Ebene sind viele verschiedene Traditionen auszumachen: Zum einen gibt es Traditionen, die auf dieselbe Tradition zurückzuführen sind und nur eine andere Variation der Tradition bilden; zum anderen gibt es bis heute erhaltene, regional spezifische Traditionen, welche nur in einer bestimmten oder in bestimmten Regionen anzutreffen sind.

Überlieferte und „gelebte“ Traditionen, Sitten und Gebräuche sind überall in Griechenland zu finden. In der Regel hat jede Region (zum Teil auch Unter-Regionen) ihre eigenen Trachten. Der Männerrock „Fustanella“ ist ein traditionelles Gewand, das bis Ende des 19. Jh. in Griechenland getragen wurde; nach und nach wurde der Faltenrock durch die Hose ersetzt. Die Fustanella dient seit 1974 als Militäruniform der Präsidialgarde, welche Wach- und Repräsentationsaufgaben wahrnimmt. Als Tracht zu Festen wird die Fustanella insbesondere in den Regionen Epirus, Thessalien, Zentralgriechenland und der Peleponnes getragen. Doch bei den Trachten hört die Tradition nicht auf: Jede Region und jeder „Volksstamm“ in Griechenland ist an ihren/seinen Tänzen erkennbar. So sind über 4.000 griechische Tänze überliefert, die von allen Altersgruppen insbesondere bei bestimmten Festen getanzt werden; die musikalische Begleitung erfolgt dabei oftmals mit handgefertigten, regional unterschiedlichen Instrumenten und Liedern.

Ein großes Highlight in manchen Regionen Griechenlands ist der Karneval, der auch die Einleitung der Fastenzeit zu Ostern markiert. Hochburg des griechischen Karnevals ist die Stadt Patras auf der Peloponnes, der einen direkten Bezug zu den antiken Dionysos-Riten hat. Der größte griechische Karneval besteht aus Straßenparaden und -theater, Bällen und…. einer Riesenparty, welche die ganze Stadt erfasst. Doch auch in Xanthi weiß man Karneval zu feiern: Hier werden volkstümliche Elemente verschiedener ethnischer Gruppen vereint, den multikulturellen Aspekt der Stadt berücksichtigend.

Überlieferte Traditionen zu den wichtigsten religiösen Festen sind in ganz Griechenland erfahrbar. Ob es sich dabei um das Essen, Gebäck oder das traditionelle Ankündigungssingen zu Weihnachten und Neujahr handelt, diese Sitten und Gebräuche haben sich im Laufe vieler Jahrhunderte entwickelt und sind bis heute erhalten mit feinen regionalen Unterschieden. Dabei ist bspw. genau festgelegt, an welchem Tag in der Karwoche was gemacht wird: Am Gründonnerstag werden die roten Ostereier gefärbt; die rote Farbe steht symbolhaft für das Blut Jesu Christi und seine Wiedergeburt. Auf Patmos, mutmaßlicher Schöpfungsort der Offenbarung des Johannes und somit einer der wichtigsten Stätten der griechisch-orthodoxen Kirche, stellt man das letzte Abendmahl Jesu in einer Messe nach.

Die Zuwanderung anderer ethnischer Gruppen und die Berührung mit anderen kulturellen Einflüssen verwandelt Griechenland in ein vielseitiges und buntes Mosaik, in dem es mannigfaltige Traditionen, Sitten und Gebräuche zu entdecken gilt und das in jeglicher Hinsicht: An nationalen und religiösen Feiertagen durch lokale und regionale Küchen, Tänze und Musik, Kunst und Architektur, Trachten und Dialekte.